Ratten - besser als ihr Ruf!

RattenRatten eilt - auch wenn sie als Haustiere gehalten werden - bei uns immer noch ihr sehr schlechter Ruf voraus, da die Nager nach wie vor mit der Pest in Verbindung gebracht werden. In anderen Ländern im asiatischen Raum hingegen werden sie geradezu verehrt. Ist man, nach dem chinesischem Horoskop im Jahr der Ratte geboren, so gilt man als sehr klug, vernünftig, charmant und vorausschauend.

Eine Ratte sollte nie alleine gehalten werden, denn sie ist ein Rudeltier und zu ihrem Glück braucht sie unbedingt Artgenossen. Da Ratten bereits im Alter von 50 bis 70 Tagen geschlechtsreif werden und überaus vermehrungsfreudig sind ist eine vorausschauende Familienplanung anzuraten. Dazu später mehr.


Steckbrief der Ratte

  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Nagetiere
  • Familie: Langschwanzmäuse
  • Gattung: Ratten
  • Art: Wanderratte
  • Körperlänge: 22 bis 26cm (Schwanzlänge: 18 bis 22cm)
  • Gewicht: Weibchen: 250 bis 300 g; Männchen: 350 bis 500g
  • Körper: schlank
  • Kopf: rund mit spitzer Schnauze
  • Fellhaar: kurz, dicht • Lebenserwartung: 2 bis 3 Jahre


Aussehen

Die Körperlänge einer Ratte beträgt 22 bis 26cm Länge, der kleine Kopf besitzt eine lange, spitze Schnauze und große schwarze Augen. Sie orientiert sich durch die langen Tasthaare (Vibrissen), die an der Schnauze sitzen. Ihr Körpergewicht liegt je nach Geschlecht zwischen 250 und 300g bei Weibchen bzw. 350 und 500g bei Männchen. Der anscheinend haarlose 18 bis 22cm lange Schwanz, setzt sich jedoch tatsächlich aus 205 Schuppenringen, zusammen, die jeweils mit 3 bis 5 borstigen Haaren besetzt sind. An den Vorderfüßen haben Ratten vier Zehen mit Krallen, an den Hinterfüßen fünf.

Wegen ihrer gelenkigen Füße können die Nager fast senkrecht klettern und mit ihren Vorderpfoten sogar Futter festhalten. Die häufigste Zuchtform sind Farbratten. Sie haben ein kurzes, wollenes Unterfell und lange, feste Grannen - das längere Oberfell. Es gibt sie in allen möglichen Farbvarianten und Zeichnungen sowie unterschiedlichen Augenfarben. Die sogenannten Rexratten besitzen ein gekräuseltes, senkrecht stehendes Fell, während Dumboratten aussehen, als hätten sie besonders große Ohren. Dieser Eindruck kommt durch deren niedriger angesetzte Ohren.


Herkunft

Der Ursprung, der als Heimtiere gehaltenen Farbratten, von dem auch die Rexratten und die Dumboratten abstammt, liegt in der gemeinen Wanderratte (Rattus norvegicus). Schon um 1890 begannen Wissenschaftler Wanderratten in Laboren zu halten und zu vermehren, um sie bei Tierversuchen einzusetzen. Etwa auch zu dieser Zeit, seit Ende des 19. Jahrhunderts, werden Ratten bereits als Heimtiere gepflegt domestiziert. Jedoch sind Wanderratten deutlich bewegungsfreudiger und kaum zähmbar - nicht einmal dann, wenn sie in Menschenhand heranwachsen.

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es am Wistar-Institut in Philadelphia (USA) die ersten systematischen Rattenzuchten. Farb- bzw. Laborratten weisen erhebliche Unterschiede zu ihren wildlebenden Verwandten auf. Ihr Körpergewicht und die meisten inneren Organe sind leichter als die der Rattenwildform.

 

Nachwuchs und Aufzucht

Ratten werden bereits im Alter von 50 bis 70 Tagen geschlechtsreif und können pro Wurf etwa 5 bis 20 (meist 6 bis 12) Jungtiere zur Welt bringen. Dabei beträgt die Trächtigkeit in der Regel nur 20 bis 23 Tage. Da Ratten sehr fruchtbar sind und sich äußerst rasch vermehren, sollte man unbedingt vorsichtig sein und Männchen und Weibchen nicht unbedacht zusammenlassen!

Nach der nur einige Minuten bis mehrere Stunden dauernden Geburt, leckt die Mutter ihren Nachwuchs sauber und säugt ihn. Die Neugeborenen sind nackt, mit rot-rosa Hautfarbe, blind und wiegen nur etwa 5 Gramm. Nach der Geburt verlässt das Weibchen in den ersten Tagen nur selten das Nest und liegt wärmend über den Kleinen. Die Rattenmutter hält penibel das Nest sauber und reinigt die Jungtiere häufig mit der Zunge, um sie anzuregen Kot und Urin abzusetzen.

Der Fellwuchs der Jungtiere beginnt ab dem 2.Tag. Nach 3 bis 4 Tagen kann die Ratte hören, nach 13 bis 16 Tagen öffnen sich die Augen. Nach etwa 3 Wochen werden die jungen Ratten von der Mutter entwöhnt. Ab dem ersten Lebenstag erlernen sie spielerisch ihr ausgeprägtes Sozialverhalten. Deshalb ist der harmonische Sozialverband unter rattengerechten Haltungsbedingungen (z.B. in einem großen Gehege mit vielen Beschäftigungs- und Rückzugsmöglichkeiten) so wichtig. Negative Erfahrungen und Stress können zu einem anormalen Verhalten gegenüber Menschen und Artgenossen führen. Ratten lieben normalerweise Körperkontakt und kuscheln gerne mit Artgenossen.


Lebensweise und Verhalten

Die Ratte als Rudeltier braucht Artgenossen wie die Luft zum Atmen. Ein Rudel besteht in freier Wildbahn aus mindestens 20 Ratten. Ergo darf eine Ratte nie alleine gehalten werden - mindestens zu zweit müssen sie sein. Ideal wäre eine kleine Gruppe. Ratten markieren ihr Revier, in dem Fremde unerwünscht sind. Die Neugier treibt sie an und sie wollen überall dabei sein. Ohne Abwechslung und Beschäftigung langweilt sie sich. Als dämmerungsaktive Tiere sind sie in den Morgen- und Abendstunden aktiver. Aber auch tagsüber sind sie öfter zu „Streichen“ aufgelegt.

Es sollten immer genug Klettermöglichkeiten und reichlich Knabberkost müssen zugänglich sein, da Ratten für ihr Leben gerne klettern und nagen. Ratten sind entgegen ihrem Ruf sehr reinlich. Sie putzen sich ausgiebig und wollen natürlich auch in einem sauberen Käfig leben.


Kommunikation und Sinnesleistungen

Die Sehschärfe der Ratte ist gering. Bewegungen und Lichtverhältnisse kann sie mit ihren runden Augen jedoch gut erkennen, dafür ist ihr Gehör ist hervorragend entwickelt. Töne im Ultraschallbereich sind für die Ratte wahrnehmbar. Ihr ausgeprägter Geruchssinn hilft ihnen bei der Nahrungssuche, bei der Kommunikation und bei der Orientierung, zu der auch die Tasthaare dienen. So kann die nähere Umgebung abgetastet werden.

Ratten, die sich gut leiden können, putzen sich gegenseitig, während Eindringlingen mit aufgestelltem Nackenfell gedroht wird. Es wird also mittels Körpersprache kommuniziert. Ihre Verständigungslaute sind oft im Ultraschallbereich und für den Menschen nicht hörbar. Dennoch können Ratten in großer Gefahr oder bei starken Schmerzen sehr laut und deutlich kreischen.


Haltung

Das Käfigraumvolumen sollte für zwei Ratten mindestens 220 Liter, d.h. z.B. 0,8 x 0,7 x 0,4m (Höhe x Breite x Tiefe), betragen. Größere Rudel brauchen selbstverständlich noch einiges mehr an Platz. Hält man 3 bis 4 Ratten, so sollte das Gehege ca. 400 Liter (z.B. 1,2 x 0,7 x 0,5m) und bei 5 bis 8 Ratten etwa 600 Liter (z.B. 1,2 x 1,0 x 0,5m) umfassen. Je größer der Käfig ist, desto besser für die Kleinen.

Mehrere Etagen sorgen für genügend Lauffläche und verschiedene Ruheplätze, Kletter- und Beschäftigungsmöglichkeiten für eine abwechslungsreiche Gestaltung. Neben einem rattengerechten. Da Ratten nur ca. 2 bis 3 Jahre alt werden, sollte die Altersstruktur eines Rudels mit 4 bis 6 Ratten gemischt sein, sodass kein Tier einzeln zurückbleibt. Empfehlenswert ist eine Gruppe von mehreren Weibchen und kastrierten Männchen.

Trockenfutter aus verschiedenen Körnern oder Pellets, Frischfutter (Gemüse und Obst), tierische Nahrung und frisches Trinkwasser sorgen für eine gesunde Ernährung von Farbratten.