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Giardienbefall beim Hund

Maßnahmen bei Giardienbefall

Giardien gehören zu den häufigsten Magen-Darm-Parasiten bei Hunden, im Besonderen bei Hundewelpen, deren Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Aber auch Katzen werden von Giardien befallen. Diese parasitären Einzeller können die Schleimhaut des Dünndarms schädigen und so in starkem Maße die Nährstoffaufnahme während des Verdauungsvorganges stören.

GiardienGiardien können als sehr widerstandsfähige Zysten mehrere Wochen in großen Mengen über den Kot ausgeschieden werden. Diese Mikroben bleiben in feuchter, kühler Umgebung bis zu 3 Monate ansteckungsfähig. Eine Ansteckung erfolgt über orale Aufnahme d.h. über Schmierinfektionen, fäkal verunreinigtes Trinkwasser und Futter. Um eine solche Infektion hervorzurufen, sind nur wenige Zysten erforderlich. Kommt es zur massenhaften Vermehrung der Giardien, die letztendlich entzündliche Prozesse im Dünndarm auslösen, so spricht man von dem Krankheitsbild der Giardiose.

Eine KI-gestütze Inhouse-Labordiagnostik gibt in wenigen Minuten Auskunft, ob und ggf. in welchem Ausmaß Ihr Liebling von Darmparasiten - welcher Art auch immer - befallen ist.

 

Ist eine Giardien-Infektion auf den Menschen übertragbar?

Menschen können ebenfalls an Giardien erkranken, jedoch ist das Risiko einer Übertragung der hunde- und katzenspezifischen Giardien auf den Menschen als sehr gering einzuschätzen. Umgekehrt können jedoch Giardienarten, die beim Menschen vorkommen, durchaus Hunde und Katzen infizieren. Obwohl das Risiko für Menschen gering ist, sollte man, wenn sich nach dem Kontakt mit infizierten Haustieren relevante Symptome zeigen, den Hausarzt aufsuchen.

 

Tipps und begleitende Hygiene Maßnahmen

  • Um eine Giardiose erfolgreich zu behandeln, müssen alle Hunden und Katzen eines Haushaltes immer gleichzeitig behandelt werden. Dabei ist stets auch die nähere Umgebung, wegen der hohen Reinfektionsgefahr, miteinzubeziehen.
  • Der Kot sollte eingesammelt und in einer Plastiktüte unschädlich im Restmüll entsorgt werden.
  • Hunde sollten sowieso zum Schutz von Kindern von Spielplätzen und Sandkästen ferngehalten werden - jetzt erst recht!
  • Katzentoiletten müssen bei Befall täglich mit kochendem Wasser gereinigt und anschließend sorgfältig getrocknet werden, da Giardien im Wasser und feuchten Milieu sehr lange überleben.
  • Diese Hygienemaßnahme gilt auch für Futter- und Wassernäpfe. Eine Kontamination von Futter und Wasser in den Näpfen durch Kot und Fliegen muss verhindert werden. Wasser sollte besonders bei einer Giardiose immer nur frisch gereicht werden, da freizugängliche Wasserquellen durch andere Tiere infiziert sein könnten.

 

Die Vereinigung von VeterinärparasitologInnen ESCCAP Deutschland e.V. empfiehlt folgende zusätzliche Hygiene-Maßnahmen

  • Sind Tiere mit Giardien infiziert, so sollte deren Hinterteil mit einem Chlorhexidin-Shampoo gewaschen werden, um auch die Zysten im Haarkleid zu eliminieren. Dies wirkt einer Reinfektion entgegen, für die lediglich eine minimale infektiöse Dosis notwendig ist. Vor allem langhaarige Hunde und Katzen sollten nach einer Giardien-Behandlung shampooniert werden.
  • Bei Hunden in Zwingerhaltung (u.a. in Tierheimen) muss dieser Bereich gereinigt, getrocknet und mit dafür geeigneten, zugelassenen Desinfektionsmitteln wie Chlorbleiche, Chloroxylenol oder quaternären Ammoniumverbindungen desinfiziert werden. Dies mindert erheblich die Kontamination mit den hochansteckenden Giardia-Zysten. Der so gereinigte Bereich sollte 48 Stunden lang trocknen, bevor er wieder genutzt werden darf. Böden im Außenbereich sollten idealerweise zuvor mit einem Dampfstrahler und Temperaturen über 60°C behandelt werden - Aerosole dabei nicht einatmen.
  • Auch Schlafdecken sollten regelmäßig bei mindesten 60°C gewaschen werden. Spielzeug und Kratzbäume müssen ebenfalls sorgfältig gereinigt werden.

 

Therapie-Empfehlung

Es gibt unterschiedliche Meinungen bzgl. der Therapiedauer bei einer Giardiose. Die folgende Vorgehensweise hat sich bewährt und beruht auf Erfahrungen:

  1. Gabe von 50mg Fenbendazol pro kg Körpergewicht über 5 Tage
  2. nach 3-tägiger Pause nochmals 5 Tage Fenbendazol gem. obiger Dosierung
  3. nach zwei Wochen Wiederholung des Behandlungsschemas (Schritte 1 und 2), aufgrund der hohen Reinfektionsgefahr

 

Ernährungsumstellung als Unterstützung

Eine gut verdauliche, magere Ernährung - begleitend zur Behandlungstherapie - kann den Durchfall lindern. Die Nahrung sollte kohlenhydratarm und proteinreich sein, um das Wachstum der Giardia und von eventuell aufkommenden bakteriellen Begleitkeimen zu hemmen. Im Folgenden erhalten Sie ein paar wichtige Ernährungstips, die einfach und kostengünstig umzusetzen sind.

 

Karottensuppe - ein uraltes Hausmittel aus der Kinderheilkunde

Therapiebegleitend spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Die Möhrensuppe gilt als ein sehr altes, überliefertes Wundermittel gegen Durchfall und hat sich gleichermaßen bei Darminfektionen von Menschen und Hunden bewährt. Durch die Möhrensuppe reinigt sich der Darm quasi von selbst. Mohrrüben werden sehr lange gekocht, bis sich bestimmte Zuckermoleküle umwandeln. Im Dünndarm blockieren diese Oligosacharide an der Darmwand genau die Andockungspunkte, an denen sich die Giardien normalerweise ansiedeln würden. Diese Darmschmarotzer verlieren so ihren Halt, gleiten ab und werden zusammen mit dem Nahrungsbrei weiter transportiert und auf ganz normalen Weg ausgeschieden.

Diese Entdeckung von Professor Dr. Ernst Moro, einem ehemaligen Leiter der Heidelberger Kinderklinik, geht auf das Jahr 1908 zurück und war fast in Vergessenheit geraten. Man spricht seitdem auch von der Moroschen Karottensuppe, die in der Zeit vor den Antibiotika eine fast Nobel-Preis-würdige Erfindung war.

Karottensuppe

Grundrezept der Moroschen Möhrensuppe

Der reine Arbeitsaufwand ist mit ca. 30 Minuten gering - inklusive der Kochzeit dauert die Zubereitung ca. 2,5 Stunden.

  • Nehmen Sie 1 kg handelsübliche Karotten für das Grundrezept. Je nach Hundegröße und Möglichkeit der Vorratshaltung kann, wegen der längeren Kochzeit, auch gleich einiges mehr vorgekocht und eingefroren werden.
  • Die Karotten werden gewaschen, die Enden abgeschnitten, je nach Qualität und Zustand geschält und in kleine Stücke zerteilt.
  • Anschließend das Ganze mit Wasser in einem großen Topf aufgießen und einmal aufkochen lassen.
  • Die Hitze danach zurücknehmen und ab jetzt die Karotten 90 min auf niedrigerer Stufe vor sich hin köcheln lassen. Ziel ist es bestimmte Zuckermoleküle, die sogenannten Oligosaccharide in den Möhren zu erzeugen.
  • Während der langen Kochzeit, muss immer wieder der Wasserstand kontrolliert und etwas Wasser nachgegossen werden.
  • Nach einer 90-minütigen-Kochzeit die Karotten abtropfen lassen und dabei den Gemüsesaft auffangen.
  • Anschließend die Karotten mit dem Mixer pürieren oder durch ein Sieb drücken. Zur Not kann man sie auch mit der Gabel zerdrücken  Je feiner püriert wird, desto besser schmiegen sich die Oligosaccharide später an die Darmwand.
  • Jetzt den aufgefangenen Gemüsesaft - das Kochwasser - wieder zum Karottenpüree gießen. Die Konsistenz der Suppe sollte ungefähr der von dicker Buttermilch entsprechen.
  • Etwa 1 Gramm Kochsalz (1 Teelöffel) pro Kilogramm Ausgangsmenge dazugeben. Bitte fragen Sie den Tierarzt, ob darauf verzichtet werden soll, wenn z.B. eine Nierenerkrankung vorliegt.
  • Zum Schluss die zubereitete Suppe abkühlen lassen bis sie handwarm oder auf Zimmertemperatur erkaltet ist.

 

Wie soll die Moro-Suppe angewandt werden?

Die abgekühlte Suppe kann bei Zimmertemperatur in kleinen Portionen vier bis fünfmal über den Tag verteilt angeboten werden. Das Grundrezept ist bei Durchfall immer richtig und kann pur verabreicht werden.

Es gibt verschiedene Rezeptvarianten, die je nach gesundheitlicher Situation des Hundes etwas Abwechslung in den Speiseplan bringen, insbesondere wenn bei sehr hartnäckigen Giardien-Infektionen eine längerfristige Einnahme angeraten ist. Das Rezept kann z.B. bei Dehydration mit Elektrolyten oder evtl. auch mit Heilerde ergänzt werden. Auch Honig mit seiner antibakteriellen Wirkung kann zugesetzt werden - ebenso ist eine Möhrensuppe mit Hühnerfleisch möglich.

Im Übrigen wirkt die Morosche Karottensuppe auch gegen antibiotika-resistente Bakterienstämme. Karotten gelten im Allgemeinen als sehr gesund, da sie Mineralien, Spurenelemente und das wichtige Vitamin A enthalten. Des Weiteren sind sie reich an verdauungsfördernden Ballaststoffen.

 

Fazit

Hält man sich bei einer Giardiose unter Beachtung der empfohlenen Hygienemaßnahmen an eine konsequente medikamentöse Therapie und achtet nebenbei auf eine angepasste Ernährung, so kann auch ein hartnäckiger Giardienbefall letztendlich erfolgreich überwunden werden.