Eingang Tierklinik Zweibrücken

Tierphysiotherapie

Tierphysiotherapie

Prophylaxe, Reha und Streicheleinheiten

In den letzten Jahren erreichten die diagnostischen Verfahren in der Veterinärmedizin und die damit einhergehenden Behandlungen von Tierkrankheiten ein immer höheres Niveau, das sich dem Stand der Humanmedizin weiter annähert. Somit gewann in logischer Konsequenz auch die Tierphysiotherapie mehr und mehr an Bedeutung.

Der Begriff Physiotherapie - früher Krankengymnastik, heute umgangssprachlich kurz Physio genannt, setzt sich aus den beiden altgriechischen Wörtern für Natur und Heilung zusammen und lässt sich sinngemäß mit „Wiederherstellung der natürlichen Funktion beschreiben.

Viele Tierbesitzer*innen haben nach einer Operation oder einem Unfall selbst am eigenen Leib erfahren, wie wichtig und entscheidend für deren vollständige Genesung die ihnen verordnete Physiotherapie war. Auch in der Tiermedizin hat dieser ganzheitliche Ansatz von schulmedizinischer Versorgung mit anschließender Rehabilitation als Nachsorge Einzug gehalten und wird heutzutage folgerichtig von einschlägigen Tierkrankenversicherungen - je nach Tarif - komplett übernommen.

Gerade Hunde sind nach den ersten physiotherapeutischen Behandlungseinheiten meist mit voller Hingabe dabei und freuen sich regelrecht auf die Extraportion an Zuwendung, vor allem, wenn sie erkennen, dass ihre schmerzenden Gelenk- und Rückenleiden gelindert werden. Auch im Tiersport hat sich diese Therapieform als trainingsbegleitende Maßnahme seit Langem bewährt.

Die Bezeichnung Tierphysiotherapeut*in ist in Deutschland keine eigene Heilberufsbezeichnung, sondern zählt als fachspezifische Weiterbildung zu den Gesundheitsfachberufen. Dennoch sind das fundamentale Spezialwissen und die erworbenen Fähigkeiten oft unabdingbar, um gestörte motorische Körperfunktionen mit Hilfe natürlicher und physikalischer Mittel optimal zu behandeln.

Die Tierphysiotherapie gehört aus diesem Grund seit längerem zu unseren Leistungen, die auch auf externe Anfragen hin als Anschlussbehandlungen nach Operationen bzw. Unfällen Anwendung findet. Unsere ausgebildete Tierphysiotherapeutin besitzt in der Tierheilkunde weitere Qualifikationen wie Tierheilpraktikerin, Tierhomöopathin und Tierakupunkteurin.

 

Die Therapiearten

In der Physiotherapie gibt es eine Unterscheidung zwischen passiven und aktiven Techniken. Wird z.B. bei Lähmungen die natürliche Bewegung einer Gliedmaße ohne Muskelarbeit des Tierpatienten zur Erhaltung der Beweglichkeit eines Beines nachgeahmt, so spricht man von der passiven Technik. Die aktiven Techniken dienen zum Muskelaufbau und fördern die Koordination der Bewegungsabläufe. Hat ein Tierpatient sein Bein lange geschont, so muss er ebenso wie wir wieder lernen, wie das geheilte Bein nach einer Verletzung eingesetzt werden soll. Hier werden auch Sie als Tierbesitzer*in - sofern Sie es sich zutrauen - angeleitet bestimmte Übungen und „Hausaufgaben“mit Ihrem Tier bis zum nächsten Termin fortzuführen. Das regelmäßige Üben verhilft Ihrem Liebling nicht nur zu einer schnelleren Genesung, sondern spart Zeit und schont Ihre Finanzen. Zu solchen Aufgaben gehören u.a. verschieden Massagetechniken, Bergauflaufen, Bordstein-Training, Übungen auf wackeligen Untergründen und die Anwendung von Wärme. So beherrschen die Tiere wieder nach und nach einen normalen Gang.

Unterwasserlaufbänder haben den Vorteil, dass der Hund durch den Auftrieb des Wassers gelenkschonend die natürliche Laufbewegung wieder erlernen kann. Außerdem wird der Muskelaufbau unterstützt und die Ausdauer gefördert. Unterwasserlaufbänder haben auch Nachteile. Diese Therapieart ist zeitaufwendig und kostenintensiv. Fakt ist, dass im Winter die Hunde nach dem Wasserbad nicht mit feuchtem Fell der Kälte ausgesetzt werden sollten. Dafür Sorge zu tragen kann je nach Fellart alle Beteiligten vor größere Herausforderungen stellen.

Die Massage, die bei der Tierphysiotherapie klassisch mit den Händen zum Einsatz kommt, ist eine Kombination spezieller Grifftechniken, welche - richtig angewandt - für eine verbesserte Durchblutung der Hautschichten und Muskulatur sorgen. So werden schmerzende Verspannungen und Anhaftungen der einzelnen Faszienschichten gelöst, so dass oft der Einsatz von Schmerzmedikamenten vorzeitig reduziert werden kann. Dieses sich neu einstellende Körpergefühl wirkt sich natürlich positiv auf das Befinden der Tierpatienten aus.

Das Lösen von Blockaden und Fehlstellungen in knöchernen Strukturen stellt nicht nur für uns, sondern auch für unsere Lieblinge eine große Erleichterung dar. Durch zu heftiges Spielen mit Artgenossen, Umknicken, Schieftreten usw. können Blockaden zwischen einzelnen Wirbeln oder, was oft vorkommt, eine Schiefstellung des Beckens auftreten. Würde man solche Blockaden nicht beheben, dann könnte eine immer weiter fortschreitende Fehlstellung z.B. Lähmungserscheinungen einer Gliedmaße hervorrufen. Tritt eine Blockade auf, so fällt dies zu Beginn meist gar nicht auf. Da die knöchernen und muskulären Strukturen miteinander verbunden sind, nimmt das erkrankte Tier automatisch eine Schonhaltung ein - die Blockade bleibt erst unentdeckt. Im weiteren Krankheitsverlauf belastet diese Schonhaltung, welche zur Schmerzvermeidung eingenommen wird, die als Kompensation dienenden Skelett- und Muskulaturbereiche. Durch Schonhaltungen stellen sich Versteifungen ein, die nach weiteren Zwischenfällen sich verschlimmern und ggf. zu weiteren Versteifungen führen können. Ein normales Gangbild ist nicht mehr aufrechtzuerhalten, so dass die Blockade spätestens jetzt auffällt.

Impulstechniken für knöcherne Strukturen, wie sie oft in der Chiropraktik angewandt werden, verschaffen zwar umgehend Erleichterung, jedoch ist der Erfolg nur von kurzer Dauer, da die vorher eingenommene muskuläre Schonhaltung weiterhin wirkt. Ohne erneuten Aufbau der entlasteten, geschwächten Muskulatur würden sich die zuvor gerichteten Kochenstrukturen durch die immer noch eingenommene Schonhaltung von der kompensierenden Muskulatur erneut in die Fehlstellung ziehen lassen.

Lockert und stärkt man hingegen die beteiligten muskulären Strukturen, um deren Blockade zu beheben, so können nun die knöchernen Strukturen wieder auf deren richtige Position „geshiftet“ werden. Diese Vorgehensweise dauert zwar länger, jedoch ist diese Behandlungsart nachhaltig erfolgreich und zeigt demnach Langzeitwirkung.

Bleibt ein Tierpatient nach einer beendeten Physiotherapie unter regelmäßiger Kontrolle, so können kleine sich ankündigende Blockaden ohne großen Aufwand behoben werden. Somit können größere gesundheitliche Probleme im Ansatz verhindert werden.

Die Lymphdrainage ist eine weitere manuelle Behandlungstechnik. Hier wird bei geschwollenen, angelaufenen Gliedmaßen das Abfließen der Lymphflüssigkeit angeregt, sodass die Dehnungsfähigkeit der Muskulatur und die Beweglichkeit der Gelenke allmählich wieder hergestellt werden.

Weitere Therapieformen sind die Kälte- und Wärmetherapie. Unterstützend zu anderen physiotherapeutischen Anwendungen wird der zielgerichtete Einsatz von Kälte wegen der schmerzlindernden, zusammenziehenden Wirkungsweise bei bestimmten Schwellungszuständen eingesetzt. Die Wärmetherapie hingegen wirkt durchblutungsfördernd und wird zur Schmerzlinderung u.a. bei Gelenkarthrose angewandt. Tierbesitzer*innen können zuhause mit Kälte- und Kirschkernkissen die Therapie nach genauer Anleitung fortführen.

Die technischen Anwendungen gehören zur physikalischen Physiotherapie. Bei den physikalischen Anwendungen kommen verschiedene medizinische Geräte zum Einsatz, denen eins gemein ist: Es werden dabei immer elektrisch erzeugte Energien in die zu behandelnde Körperregion gebracht, um dort deren Wirkung zu entfalten.

Hierzu zählen die Magnetfeld- und Elektrotherapie mit Ihren schmerzsenkenden Eigenschaften, wobei die Magnetfeldtherapie im Besonderen bei Lähmungserscheinung, um einem Muskel-schwund entgegenzuwirken, eingesetzt wird. Die Magnetfeldtherapie, die zur Schmerzlinderung bei fortschreitendem Gelenkverschleiß eingesetzt wird, wirkt auch heilungsunterstützend nach Knochenbrüchen und Gelenkoperationen.

Die Low-Level-Lasertherapie als Unterart der Lichttherapie und der therapeutische Ultraschall kommen ebenso bei der Behandlung von Gelenk- , Sehnen- und Muskelverletzungen zum Einsatz. Die Anwendung eins Low-Level-Lasers bei einer Akupunktur ist für das Tier absolut risikofrei, da bei dieser Behandlungsart keine Akupunkturnadeln für längere Zeit im Körper verbleiben müssen. Darüber hinaus sind die Behandlungsmöglichkeiten mit einem derartigen Laser sehr vielseitig. Ein Low-Level-Laser kann bei gezielter, regelmäßiger Anwendung eine Wundheilung verkürzen.

 

Die richtige Therapieauswahl

Eine Physiotherapie ist erst dann zielführend, wenn die richtige Auswahl oder Kombination aus manuellen und technischen Therapiemethoden angewandt werden. Der Ausgangspunkt liefert eine gründliche physiotherapeutische Befundung, bei der in einer Eingangsuntersuchung die Anamnese des Tierpatienten im Detail berücksichtigt wird. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Ihnen, ggf. Ihrem Haustierarzt und uns notwendig. Hierfür werden in Zwischenuntersuchungen die Wirksamkeit der Therapieauswahl und in einer Abschlussuntersuchung das Endresultat dokumentiert und bewertet. Aufwand und Verlauf einer Physiotherapie sind individuell vom jeweiligen Tierpatienten abhängig.

Die Behandlungseinheiten in der Tierphysiotherapie werden minutengenau nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) abgerechnet. Wie lange eine physiotherapeutische Behandlung letztendlich dauert ist wiederum vom Schweregrad der Erkrankung und dem Gesamtbild des Tieres individuell abhängig. Eine Behandlung dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten.

 

Fazit

Einer erfolgreichen Physiotherapie liegt nach einer ausführlichen Eingangsuntersuchung immer ein Behandlungsplan zugrunde. Ihre Einsatzgebiete sind vielfältig. Sie unterstützt Heilungsprozesse nach Unfällen und Operationen, lindert Schmerzen (was auch bei chronischen Schmerztherapien den Einsatz von Schmerzmedikamenten reduziert), fördert die Bewegungsfähigkeit der Gliedmaßen und Wirbelsäule, beugt Gelenkverschleiß vor und sorgt bei geriatrischen Tierpatienten für eine bessere Lebensqualität. Hunden mit Gelenkfehlstellungen (als Bsp. HD) verhilft sie zu einem besseren Gangbild. Ebenso kann oftmals bei neurologischen Erkrankungen eine deutliche Besserung erzielt werden.

Die grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Physiotherapie ist der Wille zur Mitarbeit des Tieres. Zu Beginn einer Behandlung stellt sich stets die Frage, was lässt der Tierpatient überhaupt zu. Unsere erfahrene Tierphysiotherapeutin nimmt sich geduldig Ihren Vierbeinern an und erklärt Ihnen ausführlich was Sie als Tierbesitzer*in regelmäßig zuhause für Ihre Lieblinge tun können.

Falls Sie nach diesem kleinen Einblick in das große Thema der Tierphysiotherapie noch weitere Fragen haben, sprechen Sie uns an - wir beraten Sie gerne!