Zwergkaninchen

Zwergkaninchen: Haltung und Pflege

ZwergkanninchenDie Zwergkaninchen stammen vom europäischen Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) ab. Kaninchen gehören zoologisch nicht zu den Nagetieren, sondern zu einer selbständigen Ordnung der Hasentiere. Um den beliebten Zwergkaninchen ein besonders glückliches Leben zu bieten, sollte man einiges beachten.


Einzelhaltung - nein danke! Ja zur Kastration!

Die geselligen Zwergkaninchen fühlen sich nur in einer Gruppe wohl, da sie ursprünglich in großen Kolonien wohnen. Ein Mensch, auch wenn er sich viel mit seinem Tier beschäftigt, wird nie einen Artgenossen ersetzen können. Zwergkaninchen dürfen niemals alleine, sondern mindestens paarweise gehalten werden. Auch Zwergkaninchen sind sehr vermehrungsfreudig. Nicht nur deshalb sollten männliche Tiere bei der Gruppenhaltung kastriert sein - auch werden so die üblichen Revierkämpfe und Rangordnungsstreitigkeiten vermieden. Eine kleine Gruppe Zwergkaninchen sollte sich auf folgende Arten zusammensetzen:

  • ausschließlich kastrierte Böcke oder
  • zwei bis drei Weibchen und ein kastrierter Bock bzw.
  • zwei bis vier Weibchen und zwei kastrierte Böcke

Ein rein weibliches Rudel ist wegen des Aggressionspotenzials der weiblichen Zwergkaninchen zu vermeiden.


Das artgerechte Kaninchenheim

Zwergkaninchen besitzen einen sehr ausgeprägten Bewegungsdrang, dem die meisten im Fachhandel zu erwerbenden Käfige nicht gerecht werden. Deren Platzangebot ist fast immer unzureichend, sodass eine artgerechte Zwergkaninchen Haltung im Käfig nahezu unmöglich ist. Ein zu kleiner Käfig kann auch durch regelmäßigen Freigang tagsüber nicht kompensiert werden. Auch schadet das tägliche Nächtigen in einem zu kleinen Käfig der Muskulatur und führt auf Dauer zu Verhaltensstörungen. Oft signalisieren die Kaninchen ihren Missmut durch Knabbern und Beißen an den Gitterstäben.

Zur artgerechten Haltung von Zwergkaninchen sollte eine Käfig-/ Gehegegröße von 2 bis 3qm pro Tier nicht unterschritten werden - wie immer gilt auch hier: je größer, desto besser.

Alle Kaninchen lieben Höhlen und benutzen Holzhäuschen als Verstecke und Schlafgelegenheiten. Die kleinen Holzhäuser sollten ungefähr die Maße 20 x 30 x 20cm aufweisen - jedes Tier braucht sein eigenes. Röhren oder Erhöhungen zum Klettern sorgen für Abwechslung und Beschäftigung im Gehege. Da die Zähne von Kaninchen ständig nachwachsen, sollten Äste zum Knabbern in Form ungespritzter Zweige von Obstbäumen, Weiden und Buchen sowie Rindenstücke und Wurzeln zum Benagen bereitgestellt werden.

Zeitungen, Rindenmaterial und Heu sind die geeigneten Materialien zur Bodenbedeckung. Torf und Sägemehl hingegen sind keine geeignete Bodenbedeckung. Sägemehl würde zu schmerzhaften, vermeidbaren Reizungen der Augen führen. Das Gehege muss regelmäßig gereinigt werden und auch das Streu der gewählten Toilettenecke ist mindestens wöchentlich zu erneuern, denn die Zwergkaninchen fühlen sich nur in einem hygienisch sauberen Heim wohl.


Der richtige Standort

Kaninchen als Fluchttiere mögen es nicht, wenn ihr Heim rundum einsehbar ist. Das Gehege sollte nicht frei im Raum, sondern geschützt an der Wand oder in einer Ecke stehen. Ein Fensterplatz oder der Platz an der Heizung sind ebenfalls ungeeignete Standorte. Für andere Haustiere wie Hunde oder Katzen sollte der Käfig nicht unbeaufsichtigt erreichbar sein. Eine Raumtemperatur von 18 bis 20°C ist ideal.

Zwergkaninchen können auch das ganze Jahr über im Garten gehalten werden. Zu Beginn der warmen Jahreszeit können Zwergkaninchen in einem Ausgehege im Garten verbleiben. Man sollte sie jährlich wieder langsam an die klimatischen Verhältnisse im Freien gewöhnen. Es ist darauf zu achten, dass das Gehege zugfrei aufgestellt ist und die Kaninchen nicht der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt sind. Die Futterstellen sollten überdacht sein, der Schlafplatz wetterfest und das Gehege einbruchssicher vor Mardern und Raubvögeln. Eine feste Verankerung im Boden und eine stabile komplette Überdachung sind für Außengehege demnach absolut notwendig!


Kaninchen brauchen Freilauf

Der tägliche Auslauf ist ein Muss, egal ob Kaninchen drinnen oder draußen gehalten werden. Elektrogeräte und Kabel müssen für Kaninchen unzugänglich sein. Angenagte Stromkabel können für Kaninchen tödlich enden oder zu Kurzschlüssen und u.U. zu Bränden führen. Manche Kaninchen können mühelos 70cm hohe Hindernisse überwinden. Somit stellt auch eine Balkonbrüstung eine große Gefahr dar. Ein Grundstück im Garten sollte deshalb bei freiem Auslauf mit einem Zaun abgegrenzt sein.

 

Das artgerechte Futter

Kaninchen sind Pflanzenfresser. Sie ernähren sich ausschließlich von frischen und getrockneten Pflanzenteilen. Ihre wichtigste Nahrungsgrundlage ist Heu, das den Tieren stets sauber zur Verfügung stehen sollte. Obst, Gemüse und Grünfutter stehen ebenfalls auf ihrer Speisekarte - Beispiele dafür sind:

  • Äpfel, Birnen,
  • Spinat, Broccoli, Salat, Fenchel, Karotten, Futterrüben, Sellerie, Endivien,
  • Löwenzahn, Klee, Luzerne, junge Brennnesseln, Petersilie sowie Gräser.

Es ist darauf zu achten, dass nur ungespritztes Obst und Gemüse verfüttert wird. Bestenfalls schält man es vor der Fütterung. Kaliumreiche Luzerne und Klee sollten wegen der Bildung von Harngries und Blasensteinen nur in Maßen gegeben werden. Verwelktes Grünfutter und Kohl gehört in die Biotonne und nicht in den Fressnapf. Abwechslungsreiches und gesundes Kaninchenfutter findet man im Fachhandel. Das Trinkwasser muss stets frisch sein und sollte immer zu Verfügung stehen.


Die Anschaffung

Junge Zwergkaninchen sollten bei der Abgabe mindestens neun Wochen alt sein, da jüngere Tiere meistens noch zu schreckhaft sind und durch die zu frühe Trennung vom Muttertier enorme psychische Schäden erleiden können. Zwergkaninchen werden bei guter Pflege durchschnittlich 8 bis 10 Jahre alt und benötigen viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. Außerdem ist die artgerechte Haltung mit viel Arbeit und einer Menge Verantwortung verbunden. Die Langohren brauchen ausreichend Platz, Freunde zum Kuscheln und Spielen und eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung. Wenn man ihnen all das bieten kann, werden sie ein schönes und langes Leben haben.


Wichtige Impfungen

Es empfehlen sich folgende Impfungen gegen:

  • RHD (Chinaseuche, Rabbit Haemoragic disease):
    Erstimpfung ab der 6. Lebenswoche. Auffrischungsimpfung nach 3 bis 4 Wochen. Zur Aufrechterhaltung des Impfschutzes ist eine jährliche Wiederholungsimpfung notwendig.
     
  • Myxomatose:
    Erstimpfung mit 4-6 Wochen. Auffrischungsimpfung nach 4 Wochen, ab dann Wiederholungsimpfungen je nach Wohngebiet alle 6 bzw. 12 Monate.
     
  • Kaninchenschnupfen (Pasteurella multocida und Bordetella bronchiseptica):
    Erstimpfung ab dem 30. Lebenstag. Auffrischungsimpfung nach 14 Tagen, Wiederholungsimpfungen alle 6 Monate.


Kaninchen Gesundheit

Bei artgerechter Haltung werden Zwergkaninchen selten krank.
 

a) Der tägliche Gesundheitscheck:

  • Augen, Ohren, Nase: sind sauber, ohne Verklebungen
  • Maul: das Maul ist sauber, hat keine Wunden, keine Verkrustungen
  • Fell: das Fell ist glänzend, dicht (keine haarlosen Stellen)
  • Futteraufnahme: frisst wie üblich und schluckt das Essen auch herunter
  • Zähne: die Zähne sind gleichmäßig abgenutzt und nicht zu lang
  • Krallen: die Krallen sind kurz
     

b) Symptome, die ein Tierarzt abklären sollte:

  • Durchfall (sofort zum Tierarzt)
  • Futterverweigerung (sofort zum Tierarzt)
  • Schmerzlaute (sofort zum Tierarzt)
  • Gleichgewichtsstörungen (sofort zum Tierarzt)
  • Speichelfluss (kann Hinweis auf Zahnprobleme sein)
  • Gewichtsverlust
  • gerötete Haut, kahle und wunde Stellen
  • Juckreiz
  • struppiges, mattes Fell
  • Husten, Niesen
  • Verklebte, eitrige, tränende Augen
  • geschwollene Lider
  • nässende oder krustige Ohren
  • Nasenausfluss
     

c) Der wöchentliche Gesundheitscheck:

  • Krallenpflege:
    Die Krallen des Kaninchens sollen sich auf natürliche Weise abnutzen. Dienlich sind hierzu Rindeneinstreu, Klettermöglichkeiten und Hindernisse. Bei Bedarf müssen die Krallen geschnitten werden, da zu lang gewachsene Krallen das Tier bei der Fortbewegung behindern.
     
  • Haut und Fell:
    Da Kaninchen viel Zeit mit ihrer Fellpflege verbringen, muss i.d.R. in dieser Hinsicht nichts unternommen werden. Kaninchen mögen es absolut nicht gebadet zu werden - aus diesem Grund sollte das Baden nur bei Pilzbefall oder starken Verklebungen des Afterbereichs erfolgen. Leidet ein oder mehrere Tiere unter Juckreiz, liegt wahrscheinlich ein Parasitenbefall vor. Man erkennt, dass die Tiere sehr unruhig sind, Haare ausfallen oder die Haut schuppig ist. Bei Hautpilz sind runde oder ovale haarlose Stellen auf der Haut eines Kaninchens typisch. In diesen Fällen muss der Tierarzt aufgesucht werden. Achten Sie darauf, dass sich ein Pilz nicht auf den Menschen überträgt!
     
  • Afteröffnung:
    Bei Verschmutzung des Afters muss überprüft werden, ob das Tier unter Durchfall leidet. Darmparasiten, Infektionskrankheiten, Zahnprobleme, Ernährungsfehler (Rohfasermangel), Stress und verdorbenes Futter können Durchfall bewirken. Zur Bekämpfung von Durchfall sollte viel und qualitativ hochwertiges Heu gefüttert und das Gewicht kontrolliert werden. Bei schlechter Futteraufnahme ist sofort der Tierarzt aufzusuchen. Die Analregion muss immer gut gereinigt werden, damit sich keine Fliegenlarven niederlassen können - dies ist unbedingt zu beachten!
     
  • Zahnkontrolle:
    Die Zähne eines Kaninchens wachsen ca. 1 bis 2mm pro Woche - lebenslang wie unsere Fingernägel. Nagematerialien wie Heu, Äste und Rindenmaterial sind sehr wichtig, damit sich die Zähne abnutzen können. Hartes Brot taugt zu diesem Zweck nicht. Zu lange Zähne wachsen spitz in den Mund hinein und schmerzen an Zunge, Lippe und Zahnfleisch. So werden sie die Ursache für Gewichtsverlust durch eine erschwerte Nahrungsaufnahme. Eine vierteljährliche Zahnkontrolle beim Tierarzt ist deshalb angeraten. Schleichender Gewichtsverlust und feuchte Stellen um den Mund herum sind für den Tierhalter sichere Anzeichen für Zahnprobleme.
     
  • Gewichtskontrolle:
    Eine regelmäßige Gewichtskontrolle der Kaninchen ist notwendig, damit plötzliche Ab- oder Zunahmen auffallen. Das Gewicht eines ausgewachsenen Kaninchens kann zwischen 1 und 8kg liegen, das Gewicht eines neugeborenen zwischen 50 und 100gr. Verliert ein Kaninchen zwischen zwei Kontrollen zehn Prozent seines Körpergewichtes, ist eine weitere sorgfältige Beobachtung nötig. Bei Abnahmen über 10 Prozent ist unbedingt tierärztliche Hilfe angeraten.